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Als im Jahr 2015 J.J. Abrams erste ‚Star Wars‘-Episode ‚Das Erwachen der Macht‘ erschien, wurde vielen Fans klar, dass der Film unter vielen Aspekten litt. So handelte es sich im Wesentlichen um ein Remake von ‚Star Wars – Episode 4: Eine neue Hoffnung‘ aus dem Jahr 1977 (den Abrams im Prinzip auch schon mal in ‚Star Trek 11‘ verwurstet hatte). Narrativ gab es vor allem zu kritisieren, dass es so gut wie kein „World Building“ im Film gab. Da Lucasfilm nach der Übernahme durch Disney im Jahre 2012 bekanntgegeben hatte, dass das „Expanded Universe“ komplett getilgt wird, wussten viele Fans nicht, wie sich das Universum nach ‚Episode 6‘ weiterentwickelt hatte. Lediglich in einigen – laut Lesern – nicht besonders guten Büchern wurde versucht, die Lücke zwischen der sechsten und siebenten Episode grob zu schließen. Weitgehend blieb die Zeit aber unbekannt.

Sandcrawler-Singapur

Der Sitz von Lucasfilm Animation in Singapur heißt passenderweise ‚The Sandcrawler‘ (Quelle: Aedas, CC-by-sa-2.0)

Mit ‚Star Wars: Resistance‘ versucht Lucasfilm Animationkoproduziert vom japanischen Studio Polygon Pictures – nun, diese Lücke ein wenig zu schließen. Auf den ersten Blick mag der Animationsstil – der sich deutlich sowohl von ‚Star Wars: The Clone Wars‘ als auch von ‚Star Wars: Rebels‘ unterscheidet – eigenartig wirken. Aber ein Reinschauen lohnt sich allemal!

Die Story folgt dem jungen, enthusiastischen Piloten Kazuda Xiono, der vom Widerstand auf die Plattform Colossus auf dem Ozeanplaneten Castillon entsandt wird. Undercover als talentbefreiter Mechaniker arbeitend, lernt Kazuda seine Ko-Mechaniker sowie die Piloten der „Ace Pilots“ kennen und lernt immer mehr über den Widerstand einerseits und das schwierige Verhältnis eines sich selbst verwaltenden Außenpostens in der interstellaren Peripherie andererseits. Als einziger Dauergast aus den neuen Filmen spielt BB-8 eine Nebenrolle und außerdem haben Oscar Isaac als  Poe Dameron sowie Gwendoline Christie als Captain Phasma wiederkehrende Sprecherrollen. Auch Elijah Wood hat eine Gastrolle.

Der Zeichenstil ist speziell und vor allem die Raumschiffanimationen nicht die besten, die Farbpalette poppig-bunt, die Story macht aber Spaß, man lernt viel über das neue Universum, die Charaktere machen Spaß und der Score (dieses Mal von Michael Tavera und nicht mehr von Kevin Kiner wie bei den vergangenen beiden Animationsserien) ist auch schön. Alles in allem ergibt sich nach einem halben Dutzend Folgen ein schöner Eindruck, der die Zeit bis zu ‚Star Wars: The Mandalorian‘ und der Cassian-Andor-Serie überbrückt. Deswegen gibt’s vom Mateschrank eine Kuckempfehlung!

Ein klassischer Fehlstart…

Veröffentlicht: 29. September 2017 von mateschrank in Abrams, Abramsverse, Michael Giacchino, Soundtracks, Star Trek

Die erste Folge der neuen Serie ‚Star Trek: Discovery’ startet sehr gut. Eine Crew mit einer interessanten Dynamik, einem schönen Auftrag und der gehörigen Prise Forscherdrang wird eingeführt. Die erste Viertelstunde der neuen Serie fühlt sich an wie ein modernes ‚Star Trek’ – genauso wie es sein sollte. Doch dann driftet die erste Folge der neuen Serie auf eine dramatische Weise ab und die schon wenigen vorher vorhandenen Trash-Momente und -Aspekte nehmen Überhand.

Die Gesamtheit der ersten beiden Folgen von ‚Star Trek: Discovery’, die zusammen veröffentlicht wurden und somit als Pilot gelten, sind ein klassischer Fehlstart. Zu viel ergibt keinen Sinn, fügt sich nicht in das ‚Star Trek’-Universum ein und schwankt zwischen einfach nur schlecht und vollkommen abramesk (gutes Aussehen, wobei man nie darüber nachdenken darf, was gerade passiert). Das Schauspiel überzeugt nur teilweise, die Dialoge sind verdammt platt, die Schurken – trotz intensiver Betrachtung – nur eine Ansammlung von Vorurteilen, die Musik ist mau (schade, dass nicht Chad Seiter den Score komponieren durfte) und die Spezialeffekte sind trotz der langen Vorbereitungszeit der Serie leider nur Mittelmaß (weniger ist mehr hätte dort gegolten).

So ergeben allen voran die Klingonen keinen Sinn. Würde nur die T’Kuvma-Sekte aussehen wie ein Echsenmenschen-Alptraum, wäre das ja okay – doch anscheinend sehen alle Klingon so aus wie wir sie noch nie gesehen haben (‚Star Trek: Enterprise’) und wie wir sie nie wieder sehen werden (‚Star Trek: The Motion Picture’ bis ‚Star Trek: Nemesis’). Die Ur-Klingonen der T’Kuvma-Sekte sind Personen in riesigen klobigen Anzügen, die angesichts eines Überfallkommandos aus zwei Sternenflotten-Offizieren am Ende der zweiten Folge nichts machen können – außer umzufallen. Auch die Ängste von T’Kuvma ergeben keinen Sinn. Wenn die Föderation noch nie Kontakt mit den Klingonen hatte (100 Jahre zuvor existierte diese noch nicht), dann erscheint es nicht plausibel, warum er Angst vor einer Assimilierung der Klingonen durch die Menschen und die anderen föderierten Völkern haben sollte. Würde die Augment-Seuche noch existieren, wäre das anders und sogar sichtbar – doch die wird weder erwähnt, noch scheint sie in diesem Universum zu existieren. Schlussendlich können die Klingonenschiffe sich tarnen – eine Fähigkeit, die sie erst später in ‚Star Trek: The Original Series’ erwerben.

Auch die Vulkanier fügen sich nicht passend in das bereits etablierte Universum ein. So hinterlässt das Übertragen der Katra einen Schatten, der die beiden beteiligten Personen dazu befähigt, jederzeit zu skypen. Eine praktische Fähigkeit, die McCoy und Spock vielleicht in ‚Star Trek: Zurück in die Gegenwart’ bis ‚Star Trek: Das unentdeckte Land’ vielleicht öfters mal hätten gebrauchen können. Darüber hinaus haben die Vulkanier Geheimnisse, die Großmächte im 23. Jahrhundert betreffen und welche die Vulkanier von den anderen föderierten Völkern geheim halten – warum auch immer. Seit wann Menschen den vulkanischen Nackengriff können, ist ebenso schleierhaft. Der Umstand, dass dieser auch nur eine Minute hält, lässt es logisch erscheinen, dass Menschen – selbst wenn sie ihn anwenden können – wohl selten dafür Bedarf sehen.

Und letztendlich ist die Föderation von ‚Star Trek Discovery’ eine ganz andere als sie es sein sollte. Die Schiffe sehen nicht einmal im Ansatz so aus als könnten sie 10 Jahre vor der Originalserie und damit parallel zu ‚The Cage’, der eigentlichen Pilotfolge der Originalserie, existieren. Die Uniformen kann man als sinnvolle Fortsetzung der NX-01-Ära sehen, aber das ist auch der einzige positive Aspekt an der Darstellung der Föderation. In der neuen Serie kommunizieren Sternenflottenoffiziere und Botschafter Sarek mit Hologramm-Technologie wie es die Föderation nie zuvor tat und auch später nie tun wird. Ebenso sind die Schutzschilde weiter fortgeschritten als in ‚Star Trek: Nemesis’. Alles in allem lässt sich zur Föderation sagen, dass sie sich überhaupt nicht in das bisherige ‚Star Trek’-Universum einfügt und es wirkt, als sei ‚Star Trek: Discovery’ ein weiterer Reboot – nach dem größtenteils missglückten Abramsverse („Kelvin-Timeline“).

Es stellt sich die Frage, warum die Serie im Prime-Universum zu dieser Zeit angesiedelt ist. Würde Sarek wegfallen, könnte die Serie genauso gut zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahre nach ‚Star Trek: Enterprise’ spielen. Viele Sachen hätten so besser erklärt werden können. Die Zeit zwischen den einzelnen Serien hätte so besser überbrückt und die Änderungen in der Technologie und im Aussehen besser erläutert werden können. Doch dafür ist es nun zu spät.

Schlussendlich ist zu sagen, dass ‚Star Trek: Discovery’ einen klassischen Fehlstart hingelegt hat. Das schwache Skript, das eigenartige und nicht-passende Setting, die schlechte Musik und die mittelmäßigen Spezialeffekte lassen nur ein maues ‚Star Trek’-Gefühl aufkommen. Hoffentlich wird sich das im Laufe der Serie verbessern – aber die Grundlagen wurden schon einmal falsch gelegt.

Noch steht nichts fest – aber es könnte sein, dass der Ausflug des ‚Star Trek’-Universum in eine parallele Zeitlinie vorbei ist. Nachdem im Jahr 2005 CBS und Viacom sich aufgespaltet hatten, landeten die Rechte für ‚Star Trek’ eigenartigerweise bei beiden Unternehmen. Viacom bzw. dessen Filmtochter Paramount Pictures hält seitdem die Rechte an den Filmen, während CBS Television Studios das TV-Universum seitdem sein Eigen nennen kann (soll heißen, dass CBS neue Serien schaffen kann – Paramount vertreibt aber die alten Serien im Namen von CBS). Noch in der Phase wirtschaftlicher Probleme (Anfang der 2000er Jahre stand das Studio kurz vor der Pleite) entschieden sich die Oberen bei Paramount dazu, gemeinsam mit CBS ein Gesamtpaket zu schnüren und an Bad Robot, die Firma von J.J. Abrams, zu geben.

Abrams erhielt damit das Recht, ein eigenes komplettes Universum aufzubauen. Die Pläne waren ambitioniert – so sollte eine Kinofilmreihe, eine neue TV-Serie, Comics und Videospiele in dem von Fans genannten Abramsverse (offizielle Bezeichnung: Kelvin-Timeline) entstehen. Mit dem ersten neuen ‚Star Trek’-Film im Kino startete das neue Franchise im Jahr 2009 auch kommerziell erfolgreich, doch schnell geriet das Projekt ins Straucheln. Für das erste Videospiel, welches die Brücke vom ersten zum zweiten Abramsverse-Film darstellen sollte, wurde anscheinend nicht genug Geld zur Verfügung gestellt und die veraltete Grafik sowie das actionvollgepackte Spiel konnte weder Fans noch Kritiker überzeugen.

Nach ‚Star Trek Into Darkness’ (2013) ging das Abramsverse offensichtlich den Bach hinunter. Der Film kam bei den Fans katastrophal an, eine angedachte Serie entstand nie, kein einziges weiteres Videospiel erschien und über die Comicverkäufe ist wenig bekannt (auch wenn die Serie immer weiterläuft). 2013 schuf Bad Robot mit Involvierung von J.J. Abrams die Serie ‚Almost Human’ für den Sender FOX und wandte sich im TV-Bereich von CBS ab. Von allen Bad-Robot-Serien in den vergangenen fünf Jahren ist keine einzige bei CBS erschienen – dagegen sind mit NBC, Showtime und HBO diverse Plattformen und Sender in der Reihe der Bad-Robot-Vertragspartner vertreten. Im Januar 2013 kam außerdem die Ankündigung, dass J.J. Abrams der Regisseur für die lang erwartete nächste ‚Star Wars’-Episode sein würde und schied damit als kreativer Kopf für den dritten ‚Star Trek’-Film im Abramsverse aus.

Indem sich die Verantwortlichen bei Bad Robot und Paramount für Justin Lin als neuen Regisseur für den 13. Film des Franchises entschieden, stieg das Potenzial, dass ‚Star Trek’ wieder näher zu seinen Wurzeln gelangen konnte. Lin ist sein Leben lang ein ‚Star Trek’-Fan und hat mit den ‚The Fast and the Furious’-Filmen immerhin multikulturelle Visionen geschaffen, auch wenn der Actionfaktor in diesen Filmen wenig mit ‚Star Trek’ gemein hat.

Die Produktion von ‚Star Trek Beyond’ litt dann aber unter einem Problem, mit welchem viele ‚Star Trek’-Filme in den vergangenen 30 Jahren zu kämpfen hatten: Zeitknappheit. Wie Simon Pegg im Interview mit dem offiziellen ‚Star Trek’-Podcast ‚Engage’ meinte, hatten sein Ko-Drehbuchautor Doug Jung und er lächerlich wenig Zeit („We were given ridiculous deadlines!“), um das Drehbuch zu schreiben (die übrigen Abramsgang-Drehbuchschreiber Lindeloff und Orci waren schon zu anderen Projekten abgewandert – ihr altes Drehbuch wurde weggesperrt). Die Zeitknappheit ging sogar so weit, dass Regisseur Justin Lin das finale Colour-Grading erst zwei Wochen nach dem Kinostart abschloss, wie Pegg gegenüber ‚Engage’ erzählte.

Die PR-Kampagne, soweit überhaupt präsent, ging auch daneben und von dem ersten Trailer distanzierte sich Pegg, da die Vorschau wenig mit dem endgültigen Film gemein habe. Auf den Postern erschien das Wort „Beyond“ auch oft größer als „Star Trek“, was auch auf viele Fans komisch wirkte. J.J. Abrams wollte zuletzt noch Optimismus verbreiten, indem er bereits einen vierten Teil seiner Filmreihe ankündigte.

Der endgültige Film ‚Star Trek Beyond’ ist gar nicht mal so schlecht. Pegg und Jung mussten um die von Lin vorgegeben Vorgaben für Actionszenen rumschreiben – dabei konnten sie viel Trek-Feeling mit einbringen und der endgültige Film hat viele gute Hommagen an die 50 Jahre zuvor gestartete Originalserie.

Doch auch das half nicht mehr. Nach der verfehlten und sehr spärlichen Werbekampagne für den Film ging ‚Star Trek Beyond’ im Kinosommer 2016 nahezu vollständig unter. Am Ende spielte er knapp ein Viertel weniger ein als ‚Star Trek Into Darkness’ – und das bei einem vergleichbar hohen Budget.

CBS hat derweil sein eigenes ‚Star Trek’-Projekt gestartet und wird im Laufe des Jahres eine neue Trek-Serie veröffentlichen (das CBSParamount-Abkommen sah vor, dass Veröffentlichungen ein halbes Jahr Abstand zueinander haben müssen). Obwohl die Ästhetik sich viele Anleihen an den Abramsverse-Filmen nimmt, spielt das Produkt von Brian Fuller im ursprünglichen Trek-Universum und hat nichts mit den Kinofilmen des vergangenen Jahrzehnts zu tun. Auch wenn die Produktion der neuen Serie mit einigen Fehlschlägen zu kämpfen hatte (mehrere Verschiebungen, Fuller stieg aus, Nebendarsteller werden weiterhin zu Hauptdarstellern umbesetzt), ist sie bereits jetzt ein finanzieller Erfolg, da Netflix sich in allen Ländern jenseits von Nordamerika die Rechte gesichert und dafür ordentlich bezahlt hat.

Ob es mit den Abramsverse-Kinofilmen überhaupt weitergeht hängt derweil von Paramount ab. Da das Studio jenseits von ‚Transformer’ kaum eigene erfolgreich laufende Franchises hat, macht das Studio erneut eine schwere Zeit durch. In den Jahren 2016 und 2017 rechnen Branchenexperten damit, dass Paramount circa eine halbe Milliarde US-Dollar Verluste einfährt. Mit ‚Ben Hur’, ‚Allied’, ‚Zoolander 2’ und ‚Teenage Mutant Ninja Turtles 2’ hatte Paramount gleich vier Filme für den Titel „Box Office Bomb 2016“ im Rennen. Mit ‚Ghost in the Shell’ startete das Kinojahr 2017 auch wenig erfolgreich. Wenn das Studio dieses Jahr überlebt, wird die Frage sein, wie die zukünftige Strategie aussieht. Theoretisch müsste ‚Star Trek’ mit seiner 40-jährigen Kinofilmgeschichte da große Chancen haben – doch noch ist wenig bekannt.

Ob ‚Star Trek 14’ kommt, steht somit in den Sternen. Die Vertragsgrundlage dafür ist auch dünn: Lediglich Chris Pine und Zachary Quinto haben Verträge, die über ‚Star Trek Beyond’ hinausgehen, Karl Urban wollte schon zu dem vergangenen Film nicht zurückkehren und Anton Yelchin ist im vergangenen Jahr auf tragische Weise umgekommen. Die Gesamtcrew wird nicht mehr zusammenkommen und ob es überhaupt für das Kerntrio aus Spock, Pille und Kirk reicht, wird sich zeigen.

Mit Gerüchten, dass Nicholas Meyer in ein ‚Star Trek’-Projekt involviert ist, welches keine Serie und kein Videospiel ist, zeigt CBS vielleicht schon die Zukunft auf: Mit Serien und Filmen auf der Basis eines TV-Budgets für Online-Plattformen und Fernsehsender. Damit wäre ‚Star Trek’ auch dort, wo es hingehört: Im Fernsehen. Simon Pegg hatte nach dem Misserfolg des von ihm geschriebenen Films auch gesagt, dass ‚Star Trek’ dorthin gehört.

Zum möglichen Ende des Abramsverses kann man sich aber auch nochmal an die guten Seiten zurückerinnern: Visuell überzeugten alle drei Filme des Franchises – die Spezialeffekte waren auch fast durchweg grandios. Die Scores zu den Filmen von Michael Giacchino sind auch sehr gut (der zu ‚Star Trek 11’ und ‚Star Trek Beyond’ dabei deutlich besser als der Film in der Mitte). Das Juwel des Abramsverses ist und bleibt aber der Score von Chad Seiter zu dem einzigen Videospiel, welches das Franchise produzierte: ‚Star Trek – The Video Game’. Ein flotter und lauter Score, den man immer wieder hören kann und ganz eindeutig ein Moment im Abramsverse, in welchem der Schüler den Meister übertrifft.

Nach dem kreativen Desaster von J.J. Abrams aktuellem Machwerk ‚Star Wars: The Force Awakens‘ bin ich verstärkt dem Indy-Fieber verfallen. Das kam nicht von ungefähr: In Episode 7 wurde ein Weltraum-Abenteuer angedeutet, welches dann jedoch leider nicht stattfand. Insofern schien es konsequent, sich dem größten Abenteuerhelden der vergangenen 35 Jahren zuzuwenden: Prof. Henry „Indiana“ Jones Junior. Erst habe ich nochmal alle drei Kinofilme gesehen und dabei natürlich die Scores von John Williams genossen. Doch dann endete leider das visuelle Erlebnis.

Dann habe ich mit ‚High Road to China‘ (alternativ beworben unter dem Titel ‚Raiders of the End of the World‘ und zu Deutsch: ‚Höllenjagd bis ans Ende der Welt‘) den Tom-Selleck-Versuch eines Indy-Pendants gesehen. Dieser Film hat tolle Landschaftsaufnahmen mit den schön anzusehenden Flugzeugen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges im Fokus. Die Story des Films wiederum ist grauenhaft und die Geschlechterrollen sind mit unterirdisch noch nett beschrieben.

Mit ‚Indiana Jones und der Stab der Könige‘ gibt es übrigens ein hübsches Indy-Spiel für die Wii und die PlayStation 2 aus dem Jahr 2009. Das Spiel hat sogar einen Koop-Modus, in dem man zu zweit Vater und Sohn Jones spielen kann und gemeinsam Abenteuer haben und Rätsel lösen kann. Dessen Vorgänger ‚Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft‘ aus dem Jahr 2003 wiederum ist mehr ein Schieß- und Prügelspiel ohne größere Rätsel. Bei diesem kommt nur wenig Indy-Feeling auf. Außerdem sind die Darstellungen von chinesischen Frauen und Männern klar vorurteilsbelastet, wenn nicht sogar offen rassistisch.

Bild eines Chinesen aus Indy und die Legende der Kaisergruft

Wenn das nicht rassistisch ist, weiß ich auch nicht…

Die beiden Spiele sind unterschiedlich gut und machen mehr oder weniger Spaß, aber eines haben sie gemeinsam: Wirklich schöne Scores von Clint Bajakian (‚Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft‘) sowie von Gordy Haab und Ray Harman (‚Indiana Jones und der Stab der Könige‘). Ersterer hat bereits in den 1990er Jahren eng mit LucasArts zusammengearbeitet und bereits für ‚Monkey Island 2: Le Chuck’s Revenge‘ die Musik geschrieben, in letzter Zeit kennt man ihn eher von der Musik für Spiele wie die der ‚Uncharted‘-Reihe. Haab und Harman wiederum sind seit 2009 zu den Hauskomponisten bei LucasArts aufgestiegen und haben die Musik zu ‚Star Wars: Knights of the Old Republic‘ und den grafisch super aussehenden Shooter ‚Star Wars Battlefront‘ komponiert. Man hört den beiden Scores an, dass sie nicht von einem Orchester vertont wurden („Keyboard-Indy“), aber sie lassen Indy-Feeling aufkommen und machen Spaß. Links zu den Game Soundtracks findet ihr unter diesem Blogeintrag.

Doch zurück zu Indy: Um Filmen eine tiefere Ebene geben zu können, lohnt es sich meist, wissenschaftliche Aufsätze zu lesen. So gibt es auch einen interessanten Aufsatz zu Indiana Jones:

Katherine Biber: The Emperor’s new Clones: Indiana Jones and Masculinity in Reagan’s America, in: Australasian Journal of American Studies, Jg. 14 (1995), Nr. 2, S. 67–86. Hier abrufbar.

Biber beschreibt darin, wie sehr Prof. Henry Jones Junior ein Archetyp eines (männlichen) Helden ist und welche Parallelen sich zu James Bond, Superman und Han Solo ergeben. Mit einem Zitat aus dem Anfang des Aufsatzes kommen wir auch ganz schnell wieder zurück zu J.J. Abrams:

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Biber: Indiana Jones and Masculinity in Reagan’s America, S. 69.

In diesem Sinne ist Abrams der ideale Schüler von Steven Spielberg und hat mit ‚Star Wars: The Force Awakens‘ ein weiteres Mal bewiesen, wie sehr er die „Regression zum Infantilismus“ in seinen Filmen praktisch auslebt.

Indiana Jones and the Emperor’s Tomb‘ als Soundtrack auf YouTube (zusammenhängend).

Bei ‚Indiana Jones und der Stab der Könige‘ wiederum ist es nicht so einfach. Hier die nach diesem Link rekonstruierten Tracks auf YouTube:

  1. Gordy Haab: Cable Car Chase
  2. Gordy Haab: Chinatown Alley Fight
  3. Ray Harman: Chinatown SF
  4. Gordy Haab: Combat Mix
  5. Gordy Haab: Elephant Chase
  6. Gordy Haab: Fight in Panama
  7. Gordy Haab: Fight in the Desert
  8. Ray Harman: German Puzzle
  9. Ray Harman: Istanbul Museum
  10. Gordy Haab: Jungle Encounter
  11. Gordy Haab: Magnus Theme
  12. Gordy Haab: Nazi Battle
  13. Gordy Haab: Run for Your Life
  14. Gordy Haab: Sea Bed Chase
  15. Ray Harman: Sudan Desert
  16. Ray Harman: Turkish Suspense

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Die Zeichen mehren sich, dass sich CBS vollständig von dem gemeinsam mit Paramount initiierten Projekt eines kombinierten ‚Star Trek‘-Universums unter der Aufsicht von Bad Robot, der Produktionsfirma von J.J. Abrams, entfernt und wieder eigene Wege geht – zurück zum alten ‚Star Trek‘. Nach der Spaltung Viacoms in das neue Viacom und den in CBS umbenannten Altkonzern im Jahre 2005, zerfielen die Rechte an ‚Star Trek‘ auf zwei verschiedene Großkonzerne. Durch den kreativen und kommerziellen Flop von ‚Star Trek: Nemesis‘ und das (viel zu frühe) Absetzen von ‚Star Trek: Enterprise‘ schien das Franchise eh am Boden, doch nun wurde es noch schwieriger, irgendwelche Fortsetzungen in die Wege zu leiten. Der damalige Paramount-Chef Gail Berman überzeugte die CBS-Oberen auf eine neue Trek-Serie zu verzichten, um neue Wege im Filmuniversum zu gehen. Die beiden Konzerne schlossen daraufhin mit Bad Robot einen Vertrag, der die Lizenzen in die Hände von J.J. Abrams legte und diesem das Recht gab, drei Kinofilme, mehrere Serien, diverse Videospiele und noch dazu verschiedene Comic-Reihen zu schaffen (eigentlich wurde der Vertrag nur zwischen Paramount und Bad Robot geschlossen, aber CBS war indirekt involviert – über die Lizenzen). Abrams erhielt sogar das Recht zum „Final Cut“, ein Privileg, welches nicht viele Regisseure in Hollywood haben.

Der erste Film und der Startpunkt des neuen Universums war der Streifen ‚Star Trek: Die Zukunft hat begonnen‘ (so wurde er meist in Deutschland beworben, auch wenn Abrams anmaßend ihn einfach nur ‚Star Trek‘ genannt hatte) aus dem Jahr 2009. Mit quasi nicht-vorhandenden Frauenrollen, dem Ausbleiben des Verständnisses für die Philosophie von Gene Roddenberry, einer mittelmäßigen Story, einem sehr guten und passenden Cast und einem grandiosen Score gelang Abrams und dem Team von Bad Robot ein durchwachsener Start in das neue Universum. Kommerziell war der Film ziemlich erfolgreich und das Gespann aus Paramount und Bad Robot machte sich daran, weitere Filme zu drehen. Doch trotz alledem geriet fortan das gesamte Abramstrek-Projekt ins Trudeln.

Zunächst verlangte Abrams von CBS, dass der Konzern den Verkauf von Alt-‚Star Trek‘-Produkten (vor allem Bücher, Comics, Kartenspiele und diverses Merchandise) einstellen solle. Das neue Abramstrek sei das einzig wahre ‚Star Trek‘, soll der Regisseur und Produzent zu dieser Gelegenheit gesagt haben. Doch die Oberen im CBS-Konzern sahen das nicht ein und verkauften weiterhin ihre Lizenprodukte, da diese eine zwar niedrige aber konstante Einnahmequelle war. Dies führte zur Parallelität von altem und neuem Trek.

Die Comic-Reihe der Abrams-Gang startete okay, entwickelte sich jedoch schnell zu reinem Mittelmaß. Gerüchte über eine neue Trek-Serie tauchten immer wieder auf, wurden jedoch nie konkret. Mit dem Computerspiel ‚Star Trek: The Video Game‘ (ein Titel, der wieder die Anmaßung Abrams‘ im Namen trug) brachte das kanadische Studio Digital Extremes ein äußerst ambitioniertes Projekt mit der Abramstrek-Lizenz auf den Weg. Im englischsprachigen Original waren alle Schauspieler der neuen Filme als Synchronsprecher angeheuert. Das Spiel konnte jedoch überhaupt nicht überzeugen. Die Grafik reichte nicht über Spiele wie ‚Star Trek Voyager: Elite Force‘ hinaus und selbst der grandiose Score von Chad Seiter (der gegenüber dem Mateschrank bestätigte, gerne mal zum Trek-Franchise wiederkommen zu wollen) konnte das Spiel nicht retten. Es endete als Desaster.

Doch dabei sollte es nicht bleiben: Im Jahr 2013 erschien mit ‚Star Trek Into Darkness‘ der zwölfte Kinofilm des Trek-Franchises. Die Frauenrollen sind katastrophal, die politische und philosophische Botschaft platt wie aus einer Zeichentrickserie, die Handlung zerfällt nach einer halben Stunde, das große Mysterium zündete überhaupt nicht und selbst der Score von Michael Giacchino konnte nicht überzeugen. Konsequenterweise floppte das kreative Desaster auch relativ an den Kinokassen und konnte die Paramount-Zielmarken nicht erreichen (selbstverständlich spielte der Film sehr viel Geld ein, doch das Rechnen der Anzugträger in Hollywood läuft etwas anders). Zu allem Überfluss machte Abrams selbst das verkorkste Videospiel teilweise für sein Desaster verantwortlich. Ein schlechter Verlierer halt.

Das Abramstrek-Abenteuer stand damit fünf Jahre nach seinem Start vor einem Scherbenhaufen: Das Videospiel war total gefloppt, die Comic-Reihe dümpelte vor sich hin, der aktuelle Film verprellte das Fandom und erreichte nicht die von den Anzugträgern gesetzten Marken und eine weitere Serie schien nicht in Sicht. Darüberhinaus entwickelte Abrams gemeinsam mit Bad Robot eine Sci-Fi-Serie mit dem beliebten ‚Star Trek‘-Darsteller Karl Urban. Doch es war kein Abramstrek-Produkt: ‚Almost Human‘ startete im November 2013 auf dem CBS-Konkurrenzsender FOX. Das Tuch schien zerrissen. Abrams selbst floh zu Disney und Lucasfilm, um weiterhin eine Schneise der Verwüstung durch die popkulturelle Landschaft zu schlagen und mit ‚Star Wars: The Force Awakens‘ einen Film herauszubringen, der größtenteils ohne Skript ausgekommen zu sein scheint.

Fortan wagte sich CBS etwas aus der Deckung und zeigte immer weniger Respekt vor dem gemeinsamen Deal mit Bad Robot. Im Mai 2015 erschien mit ‚Trexels‘ ein Spiel für mobile Endgeräte, welches ein wenig altes Trek-Flair mit sich brachte. Im November desselben Jahres kündigte startrek.com dann endlich an, dass es eine neue ‚Star Trek‘-Serie geben würde. Diese stünde in keinem Zusammenhang zu dem neuesten Abramstrek-Film ‚Star Trek Beyond’/’Beyond Star Trek‘. Ob die Serie überhaupt im Zusammenhang mit dem Abramsverse steht, ist bisher ungeklärt. Während sich viele Fans Gedanken wegen der eigenartigen Veröffentlichungsweise auf dem CBS-Portal All Access machten, bleiben die weiteren Details der Veröffentlichung meist unbeachtet: Mit Alex Kurtzman wird zwar ein Mitglied der Abrams-Gang der Showrunner, jedoch nicht mit Bad Robot als Produktionsfirma, sondern mit seiner eigenen Firma Secret Hideout. Und das, obwohl erstere Firma nicht nur Sci-Fi-Erfahrung mit ‚Almost Human‘ hat, sondern bereits auf 18 Jahre TV-Produktionserfahrung zurückblicken kann. Es schien, als sei Kurtzmann das letzte Überbleibsel des BadRobot-Deals und quasi nur noch als Abfindung für Abrams und seine Mannen dabei.

Im Dezember 2015 schnellte dann noch das deutsche Fandom hochfreudig aus den Sitzen, als startrek.de ein erstes angebliches Poster der neuen ‚Star Trek‘-Serie von CBS brachte – mit einem Schiff der Sovereign-Klasse, also aus dem „klassischen“ Trek-Universum. Die neue CBS-Serie soll den Namen ‚Star Trek Prime‘ tragen, eine eindeutige Anspielung auf das Prime-Universum, wie das klassische Trek-Universum vor Abrams genannt wurde. Später zog startrek.de das Poster zurück und damit auch die Anerkennung der Echtheit, doch wie es dazu kam, dass solch eine Meldung auf startrek.de veröffentlicht wurde, bleibt schleierhaft.

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In das neue Jahr startete CBS dann mit zwei Apps für mobile Endgeräte, die nun wieder keinen Bezug zum Abramstrek-Universum haben. Auf der einen Seite ist da das Point-and-Click-Adventure ‚Star Trek Timelines‘ von der Spieleschmiede Disruptor Beam und auf der anderen Seite ‚Star Trek: Wrath of Gems‘ von Genera. Letzteres Spiel gibt dem Spieler die Auswahl zwischen dem TOS- und dem TNG-Universum, entpuppt sich dann aber schnell als einfacher ‚Candy Crush‘-Klon. Dieser ist war nett animiert, was den Trek-Bezug angeht, ist sonst aber nicht besonders kreativ.

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Auf der anderen Seite steht da ‚Star Trek Timelines‘, welches durch eine komplizierte Handlung krampfhaft versucht, alle Serien und Filme vor Abrams mit Hilfe der im Trek-Fandom beliebten Figur Q zusammenzuführen.

Das Spiel ist toll animiert und mit schönen Zeichnungen versehen, leidet im Deutschen jedoch dadrunter, dass es nicht vollständig oder – sollte dies vollständig sein – mit einem Standard unter Google Translate übersetzt wurde.

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IMG_0903Trotz alledem positionieren sich die Entwickler auch inhaltlich und philosophisch jenseits der Abrams-Gang und betonen, dass sie mit ihrem Spiel eine Trek-Vision transportieren wollen, die einen Zukunftoptimismus mit sich bringt, den Glauben in Fortschritt und Gleichheit stärkt und die Liebe zum Entdecken initiiert. Das steht in scharfem Gegensatz zu den Abramstrek-Filmen, die von dem Team von ‚This Week in Trek‘ zurecht als „Enterprise Destruction Porn“ bezeichnet wurden.

Alles in allem gehen vermehrt durch solche Veröffentlichungen kleine – aber immerhin – Signale von CBS (bzw. in ersterem Fall CBS All Access und in letzterem Fall von der CBS-Tocher CBS Interactive) aus, dass sich der Mediengroßkonzern von Bad Robot distanziert und damit vielleicht das Ende von Abramstrek einläutet.

Die Abrams-Gang und Paramount wiederum trudeln weiter von einem Desaster zum anderen. Zunächst sprang der talentfreie Neocon-Drehbuchautor Bob Orci von dem Projekt ab und die Studiobosse verhinderten, dass kommende Drehbuchautoren seine Entwürfe weiterbenutzen dürfen. Für Simon Pegg, der nach Orcis dubiosem Abgang seinen Job als Drehbuchautor übernahm, blieb realistischerweise nicht genug Zeit, ein ordentliches Skript zu schreiben – das Veröffentlichungsdatum musste nämlich im Jubiläumgsjahr 2016 bleiben. Dann beweisen Bad Robot und Paramount im Kampf um die Herzen der Trekkies, dass sie nichts von der bisherigen Kritik aus dem Fandom verstanden haben und veröffentlichen einen Trailer, der zurecht mit dem Satz endet „Okay, das machen wir nicht nochmal!“ Schon 2014 aufgetauchte Gerüchte, dass die Studiobosse wollten, dass ‚Star Trek Beyond’/’Beyond Star Trek‘ mehr wie ‚Guardians of the Galaxy‘ sein solle, taten ihr Übriges und waren somit bestätigt. Zu guter Letzt distanzierte sich Pegg quasi von dem Trailer zu dem von ihm geschriebenen Film. Jetzt fehlt nur noch, dass er nicht zur Premiere des Films kommt.

Wenn diese desaströse Entwicklung so weiter geht, wird das Abramstrek-Abenteuer im Jahr 2016 enden und CBS steht bereits in den Startlöchern, um 2017 beim alten Trek – welches 2005 mit ‚Star Trek Enterprise‘ vorläufig geendet hatte – wiederanzuknüpfen und neue Abenteuer „dort, wo noch nie jemand zuvor gewesen ist“ zu starten.

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Die Prequels gehen weiter

Veröffentlicht: 22. Dezember 2015 von mateschrank in Abrams, Filme, John Williams, Lucas, Lucasfilm, Star Trek, Star Wars

== Review inklusive Spoiler für ‚Star Wars: The Force Awakens‘ ==

Nach einem großen Hype ist nun endlich ‚Star Wars Episode 7: The Force Awakens‘ erschienen. Der Film beginnt stark mit der Einführung der drei neuen Hauptcharaktere Poe, Finn und Rae (auch wenn Poe schnell wieder verschwindet), doch ab circa einer Stunde fällt wieder alles auseinander. In typischer Abrams-Manier wird dann in der zweiten Hälfte des Films alles Mögliche sinnlos recyclet und mehr auf Effekte als auf Handlung und Charakterentwicklung gesetzt.

Die Handlung wirft mehr Fragen auf als bestimmt jeder Abrams-Film zuvor:

Wie soll das gehen von Lichtgeschwindigkeit auf einen Planeten zu hüpfen? Wieso verhängt der Erste Orden keine Blockade über Jakku (dazu hat man Sternenzerstörer), wenn sie auf dem Planeten einen Droiden suchen? Wieso gibt es noch die Rebellion, wenn die neue Republik auch schon wieder existiert (die Rebellion hat ja für die Wiederherstellung der Republik gekämpft)? Wie konnte der Erste Orden Poe nicht auf dem Planeten finden? Wie stark ist der Erste Orden (hat er nur einen Planeten?)? Ist er mit der Vernichtung des Hauptplaneten nun ebenso vernichtet? Wie stark war die Neue Republik? Ist sie nun vollständig untergegangen? Wie kann BB-8s Karte einen „unbekannten Teil der Galaxis“ abbilden (wie es am Anfang des Films gesagt wird), wenn sie am Ende des Films so eindeutig in R2-D2s Karte hineinpasst? Kennt der Widerstand dieses Viertel der Galaxis einfach nicht? Wieso nicht?

Und noch viele Fragen mehr…

Der Film ist nach Oscarpreisträger Michael Arndts Rausschmiss deutlich umgeschrieben worden und das Skript ist geprägt durch offensichtlich schlechtes Schreiben (die Hälfte der längeren Unterhaltungen werden wieder durch Explosionen und andere „Zufälle“ unterbrochen (wie bei ‚Star Trek 12‘), die Herkunft von Lukes Lichtschwert wird nicht erklärt, Rae wird zur zweitmächtigsten Jedi, indem sie gefoltert wird und weil sie es will sowie noch vieles mehr).

Dieser Film hat gar keine Brücke zur Original-Trilogie geschlagen, da er anscheinend in einem komplett anderen Teil des Universums spielt und kaum Fragen beantwortet, sondern nur neue aufwirft. Auch in dieser Frage ist das Machwerk eine herbe Enttäuschung. Solche Aussagen eines Drehbuchautors haben ja schon vorher jeden ‚Star Wars‘-Fan erschüttern lassen, wer da ans Skript gelassen wurde:

„And with the canon — everyone refers to the canon, but it has zero meaning to me. I don’t know what the canon is. I cannot get that straight.“

Aus: Josh Rottenberg: Star Wars screenwriter Lawrence Kasdan on the past, present and future of ‚Star Wars‘, latimes.com 03.12.2015.

Das Duo Abrams und Kasdan haben dafür extra den talentierteren Drehbuchautor gefeuert, damit Abrams sein belangloses Effektfeuerwerk abziehen kann:

„Episode VII hat sich entscheidend verändert, seit Oscarpreisträger Michael Arndt das Projekt verlassen hat. Mehreren Quellen zufolge war der Grund für diese Trennung nicht der Zeitfaktor, wie zeitweise vermeldet wurde, sondern Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Hauptfiguren.

In Arndts Version standen die Nachfahren von Luke, Han und Leia im Mittelpunkt, während die alten Helden nur in Nebenrollen auftauchen sollten. Abrams wollte hingegen, dass die alten Helden zumindest in Episode VII erneut im Mittelpunkt stehen, damit sich die Zuschauer von ihnen verabschieden können. Die neuen Figuren werden hingegen nur Nebenrollen übernehmen und erst in Episode VIII und IX im Mittelpunkt stehen. Aus diesem Grund wurden einige Figuren aus Arndts Drehbuch gestrichen, einige neue wurden hinzugefügt.“

Aus: Aaron: Gerüchtemix: Die Großen Drei im Mittelpunkt, starwars-union.de 12.01.2014.

Die Musik von John Williams kann leider auch nicht überzeugen und wirkt zur Hälfte abgekupfert und zur anderen Hälfte ideenlos. Auch hier stellen sich wieder Fragen, wie z.B. Wenn der Erste Orden so offensichtlich die Fortsetzung des Imperiums ist, wieso ist die Musik dann eine komplett andere?

Abrams Regiestil (schnelle Schnitte, fahrende Kameras an Menschen entlang und um Menschen herum, Wackelkamera etc.) ist eindeutig wiederzuerkennen und er erinnert stark an die Abramstrek-Filme, was auf einer zusätzlichen Ebene verwirrend ist.

Am Anfang beginnt der Film wie ein Space-Adventure, was richtig Spaß hätte machen können. Vielleicht ging ja Arndts Drehbuch in diese Richtung. Die rote Linie auf der Galaxiskarte der beiden Droiden deutet so etwas an und lässt etwas viel Kreativeres erahnen. Leider biegt die Handlung dann in Maz Kanatas Festung ab und der Film wird immer schneller und substanzloser.

Insgesamt bleibt zu sagen: ‚The Force Awakens‘ hat zu wenig Handlung, zu viele Re-Hashes, zu viele Plot-Löcher („so groß wie Arizona“, wie Fefe schrieb), zu viele Zufälle, zu wenig Charakterentwicklung, zu viele Charaktere, zu viel sinnloser offensichtlicher Fan-Service (wie z.B. der „zufällig“ angeschaltete Dejarik-Tisch), ein zu schlechter Score und noch vieles mehr. Das, was Abrams hier abgeliefert hat ist eine Fortsetzung der Prequels ohne großes Gefühl für die Stärken der Original-Trilogie.

J.J. Abrams hat als Drehbuchautor und Regisseur – von ‚Filofax – Ich bin du und du bist nichts‘ (Originaltitel: ‚Taking Care of Business‘ – eine Komödie mit Jim Belushi auf der Höhe seiner Zeit, die nicht lustig ist) an – fast alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Sein Exkurs ins ‚Star Trek‘-Universum endete im kreativen Desaster und CBS scheint sich davon nun auch leicht distanzieren zu wollen. ‚Star Wars: The Force Awakens‘ ist ein weiterer Beweis dafür, dass Abrams zwar beeindruckende Bilder erzeugen aber keine guten Geschichten erzählen kann. Es ist einfach nur enttäuschend. Jetzt müssen ‚Rogue One‘ und ‚Episode 8‘ alles wieder ausbügeln. Soweit das überhaupt möglich ist…

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Bild von Flicker (https://www.flickr.com/photos/nathaninsandiego/2723935244/in/photolist-59GT3L-7A91aL-9yqf58-cwyrXf-9prD-dWisS4-4PshJb-n75TYv-67gPhg-6nf29A-nNEj8-88DJSw-4tBby6-arQFp1-9FwT97-q3Gi9Y-88Av58-9FBJ7Q-9Uv9YD-8dgE2D-5cjFSh-5cfiRX-ax4Z2k-6naH96-6Hi3eR-axRpfd-6kf2r1-9gXh7w-m5b8gn-7fej1f-9aRJpM-6nf2tj-a7p28Z-d4SYAL-2PBcZN-9w1XJZ-bdDy6e-6neSEh-6T97KB-6qbNqA-9w1XGT-8j2Bp1-pR9Kn5-76eMNL-atV6P2-4ebuUH-ufgzTN-cnYigW-cVMBi-tncLx)* Review (spoilerfrei) von ‚Terminator: Genisys‘ mit Arnold Schwarzenegger *

Zum ersten Mal seit 2003 kommt diesen Sommer die „Styrian Oak“ auf die große Leinwand. Viele haben bei ‚Terminator: Genisys‘ nur das Schlimmste erwartet, doch diese Stimmen müssen enttäuscht werden. ‚Terminator: Genisys‘ ist ein interessanter Remix, der viel mit Zeitreisen spielt und die meisten Fäden, die gespannt werden, auch wieder einsammelt (im Gegensatz z.B. zu den ‚Star Trek‘-Filmen von J. J. Abrams).

Die Geschichte beginnt, wie so oft, in einer dystopischen Zukunft, in welcher die Menschen gegen die Maschinen unter der Führung des ultimativen ‚Skynet‘-Systems kämpfen. Später im Film werden die Zeitepochen der 1970er, der 1980er und der 2010er gestreift. Es wird nicht alles komplett erklärt, aber der Film erzählt seine Geschichte und dies meist gut, teilweise sogar sehr gut.

Im Gegensatz zu vielen Blockbustern der heutigen Zeit, in denen sich keine Zeit mehr genommen wird, auch ruhige Momente einzustreuen, hat ‚Terminator: Genisys‘ durchaus auch seine Charaktermomente. Zwar sind diese teilweise hölzern durch Emilia Clarke und Jai Courtney gespielt, aber sie sind trotzdem eine schöne Abwechslung zu den Action-Momenten. Vielleicht war es deswegen eine gute Wahl den Regisseur von einigen Serienfolgen wie z.B. bei ‚Sopranos‘ bis hin zu ‚Mad Men‘ genommen zu haben.

Schwarzenegger ist in der Rolle seines Lebens so gut wie eh und jeh. Jason Clarke (bekannt aus ‚The Chicago Code‘, ‚Zero Dark Thirty‘ und ‚Dawn of the Planet of the Apes‘ bzw. auf Deutsch ‚Planet der Affen: Revolution‘ – wirklich) wirkt leider nicht überzeugend. Emilia Clarke (vor allem bekannt durch ihre Rolle in ‚Game of Thrones‘) überzeigt leider auch nicht und wirkt nicht wie eine Sarah Connor, die schon lange dafür trainiert, gegen Terminatoren zu kämpfen. Jai Courtney schauspielert zum ersten Mal in seinem Leben wirklich (seine Rollen in ‚Jack Reacher‘ und ‚A Good Day to Die Hard‘ zähle ich absichtlich nicht als Schauspielerei), wenn auch nicht überragend. J. K. Simmons (vor allem bekannt als J. Jonah Jameson in Sam Raimis ‚Spiderman‘-Reihe), Matt Smith (der elfte Doktor aus ‚Doctor Who‘) und der südkoreanische Schauspieler Lee Byung-hun (‚The Good, the Bad, the Weird‚) haben schöne Nebenrollen und bereichern den Film durchaus.

Die Spezialeffekte im Film schwanken – meist zum Glück zwischen gut und sehr gut. Teilweise wirken die Effekte aber auch wie generische Videospieleffekte. Vor allem im Endkampf sind sie aber durchaus überzeugend.

Der Twist, welcher schon im Trailer verraten wird, ist zum Glück kein großer. Im Gegensatz zu ‚Terminator: Salvation‘, der die Hälfte des Films darauf hinarbeitet zu enthüllen, was schon im Trailer gezeigt wurde, zieht sich der Aufbau der Spannung hier eher fünf Minuten lang und wird dann schnell gelöst. Im gesamten Film gibt es stattdessen viel mehr überraschende Wenden, die die Trailer zum Glück nicht verrieten. Andere Sachen wurden in den Trailern und der PR-Kampagne bewusst verschleiert.

Die Musik ist auch fast immer gut und manchmal sogar sehr gut. Lorne Balfe, einer der vielen Komponisten aus der Schmiede von Hans Zimmer (der als „executive music producer“ fungiert, was auch immer das sein mag), hat noch nicht sein Meisterwerk hingelegt, aber nach dem eher öden Score zu ‚Assassin’s Creed III‘ einen schönen modernen Action-Score mit einigen Anleihen in der klassischen ‚Terminator‘-Musik vorgelegt.

Alles in allem ist ‚Terminator: Genisys‘ ein schöner, ziemlich gut verständlicher Sommer-Blockbuster, auf den man sich einlassen muss (und dann macht er auch Spaß) und der vielleicht den Auftakt zu einer neuen Trilogie von Tötungsmaschinenfilmen liefert.

Matthias Wieprecht hat auf Trekzone einen Beitrag zu ‚Star Trek: Der Aufstand‘ gebracht, dem ich im Großen und Ganzen nur zustimmen kann. Ich würde sogar weiter gehen und meinen, ‚Star Trek: Der Aufstand‘ ist und bleibt der beste ST-Film…

Hier geht es zu dem Beitrag.

Die Archäologie bei ‚Star Trek‘

Veröffentlicht: 8. November 2013 von mateschrank in Abrams, Abramsverse, Archäologie, Star Trek

Neulich habe ich den Archäologie-Podcast ‚angegraben‘ gehört. Archäologie ist zwar normalerweise überhaupt nicht mein Thema, aber die Sonderfolge zum Thema ‚#11: Faszinierend: Die Archäologie bei Star Trek‘ war wirklich interessant. Gast-Sprecherin Maxi Maria Platz (M.A.) hat beide Themen interessanterweise verknüpft. Meine generelle These der allgemeinen Degeneration von ‚Star Trek‘ seit dem Tod von Gene Roddenberry bestätigt sich dabei auch. Während in der Originalserie die Archäologie noch allgemein gut dargestellt wurde und in ‚Star Trek: The Next Generation‘ ihren Höhepunkt erlebte, stellte diese Wissenschaft in ‚Star Trek: Deep Space Nine‘ nur noch ein lächerliches Hilfswerkzeug dar, welches durch die Propheten quasi obsolet gemacht wurde. Bei ‚Star Trek: Voyager‘ wiederum erlebte die Archäologie noch einmal Hochphasen, während die beiden Sprecher bei ‚angegraben‘ leider nicht über ‚Star Trek: Enterprise‘ reden. Über das Abramsverse brauchen sie sich ja wiederum auch nicht auszutauschen, da dort die Archäologie gar nicht mehr vorkommt.

Hier der Link zu Maxis Blogeintrag mit dem Thema: ‚Archäologie und Star Trek in Audio. Zu Gast bei Angegraben. Podcast‘ (mit weiteren Links zu ihren Ausführungen).

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Nun ist er endlich raus – und die Erwartungen wurden noch einmal unterboten: ‚Star Trek Into Darkness‘ von J.J. Abrams. Ich könnte mich nur aufregen, stattdessen eine Sammlung der besten Zusammenfassungen:

Matt Goldberg: STAR TREK INTO DARKNESS Review, collider.com 16.05.2013.

Ed Whitfield: Film Review: Star Trek Into Darkness, theoohtray.com 09.05.2013.

Auf WhatCulture.com hat sich jemand die Mühe gemacht und die 10 größten Plot-Löcher mal zu beleuchten:

Amarpal Biring: Star Trek Into Darkness: 10 Things That Make No Sense, whatculture.com 13.05.2013.

Auf Twitter finden sich natürlich sich noch mehr.

Auf unrealitymag.com hat ein Autor die „16 of the Most Irritating Plot Points from Star Trek Into Darkness“ notiert:

Paul Tassi: 16 of the Most Irritating Plot Points from Star Trek Into Darkness, unrealitymag.com 23.05.2013.

Diesem Story-Schreiber-Fazit ist natürlich auch zuzustimmen.

Christian und Tamino vom Podcast ‚Second Unit‘ haben beide Filme auch ausreichend aus der Sicht eines interessierten Laien bzw. eines ‚Star Trek‘-Fan besprochen.

Dieses Fazit fasst es gut zusammen:

„Der Grund, warum ‚Star Trek Into Darkness‘ für mich letztendlich scheitert, ist, dass ich an diesen Film Ansprüche gestellt habe, die sicher höher sind, als wenn hier kein Star Trek im Titel auftauchen würde. Deswegen auch an dieser Stelle von mir das halbseidene Lob: Als flott gemachter und sehr aufwändig inszenierter Blockbuster, bei dem man die Gehirnzellen im Halbschlaf lassen sollte, funktioniert „Star Trek Into Darkness“ durchaus. Wer also mit keiner höheren Ambition an diesen Film rangeht, als einen kurzweiligen, toll getricksten Actionfilm sehen zu wollen, der wird seinen Spaß damit haben. Doch als alteingessener Trekkie wollte ich mehr – und bekam es leider nicht.“

Und das Fazit teile ich auch:

„Das Star-Trek-Franchise ist tot und als hirnloser Blockbuster-Zombie wiederauferstanden.“

Philipp Süßmann: Die zweite Meinung: Star Trek Into Darkness trägt das Franchise zu Grabe, filmjunkies.de 11.05.2013.

Leider ist nicht einmal der Score von Michael Giacchino so gut wie beim ersten Mal. Alles in allem eine traurige Veranstaltung.